Die Heilstätten von Beelitz

Eigentlich würden wir einen Besuch in Beelitz-Heilstätten eher während einer der raueren Jahreszeiten empfehlen: Im Herbst vielleicht, wenn der Nebel die maroden Überreste des ehemals herrschaftlichen Sanatoriums in dunstiges Licht taucht, oder auch im Winter, der vielleicht die verwunschene Atmosphäre zu vervollkommnen mag.
Zum einen scheint in diesen Tagen jedoch zumindest in Berlin der Herbst schon längst Zutritt erhalten zu haben. Herbst lässt sein graues Band… oder so. Zum anderen, und das schreiben wir nun in der Hoffnung auf eine spontane Rückkehr des Sommers, lässt sich ein Ausflug nach Beelitz-Heilstätten ganz hervorragend mit einem Abstecher an einen der vielen Seen, die zwischen Potsdam und Beelitz liegen, verbinden.

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In Beelitz-Heilstätten kann man an einer historischen Führung teilnehmen, muss man aber nicht. Das Gelände lässt sich größtenteils auch ohne Guide besichtigen (um ehrlich zu sein zum größten Teil auch in den Bereich, in dem es der Guide so erscheinen lässt, als ließe er sich nur mit dem entsprechenden Schlüssel betreten). Eine Führung kann sich trotzdem lohnen, weil die Geschichte von Beelitz-Heilstätten eine ebenso interessante wie, angesichts ihres Zerfalls, traurige ist. Der Dame, die die Führungen veranstaltet, darf man ohne weiteres eine enorme Expertise attestieren. Es ist unwahrscheinlich, dass ihr eine signifikante Anzahl an Quellen, die aus den Heilstätten hervorgegangen ist, entgangen sein könnte. Wer sich für die teils überraschend modernen Methoden interessiert, mit denen unheilbar Kranke schon vor dem Ersten Weltkrieg therapiert wurden, dem sei eine Führung wärmstens empfohlen.

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Über die Heilstätten selbst sollen an dieser Stelle nicht allzu viele Worte verloren werden. Gewissermaßen sind sie repräsentativ für das zu Ende gehende Kaiserreich; wer Thomas Manns “Zauberberg” gelesen hat, wird sich in Beelitz-Heilstätten mitten im Roman wiederfinden. Gleichzeitig erscheint die Anlage aber eben auch so ganz und gar unrepräsentativ für diese Zeit. So menschlich erscheinen die Maßnahmen, die dort ergriffen wurden, um Tuberkulose-Patienten bis zu ihrem letzten Tag zu begleiten, dass der Fortgang der Geschichte ab diesem Zeitpunkt kaum mehr nachvollziehbar erscheint.
Völlig unabhängig davon lohnt sich der Ausflug aber schon aus architektonischen Gründen. Die Gerüste der zum Großteil schon schwer geschädigten und zum Teil einsturzgefährdeten Fassaden sind noch gut zu erkennen; die wildwachsenden Pflanzen, die sich um sie ranken, verleihen dem Ganzen erst den morbiden Charme, den Verfallsromantiker wie wir an Orten wie diesen so schätzen. Die Erinnerung daran, dass dieser Verfall jn Wahreit alles andere als wünschenswert ist, wird erfahren, wer am geführten Rundgang teilnimmt. Der Ort sucht händeringend nach einem Investor für das nicht nur denkmal-, sondern auch hochgradig naturgeschützte Gebiet. Überraschenderweise findet sich keiner.

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Mehr Infos:

Direkt zu den Veranstaltern: Beelitz-Heilstätten

Kosten: 5 Euro. Anmeldung erforderlich!

Wie man am besten hinkommt: Von Berlin aus fährt eine Regionalbahn direkt nach Beelitz-Heilstätten, das um drei Stationen außerhalb des ABC-Bereichs liegt. Wir sind ab Potsdam mit dem Fahrrad gefahren. Das sind etwa 25 wunderschöne Kilometer auf sehr gut befahrbaren Radwegen. Eine gute Alternative in diesem Fall ist natürlich auch das Auto.

Was noch in der Nähe ist: Die Natur! Wer mit dem Fahrrad oder dem Auto unterwegs ist, sollte unbedingt an einem der vielen Seen Pause machen, die im Gegensatz zu den meisten Berliner Seen kaum besucht und zum Teil atemberaubend klar sind (in manchen kann man, sofern man hartgesotten gegenüber kühleren Celsiusgraden im Wasser ist, sogar gut tauchen). Unser Abstecher führte uns an den Seddiner See, der zur einen Seite an einem der angeblich schönsten Golfplätze Deutschlands liegt. Für uns das Schönste war allerdings die Einsamkeit – oder besser: Zweisamkeit – an einem herrlichen Uferfleck, die man an jedem noch so entlegenen See in Berlin vermissen wird. Wer den Ausflug zur richtigen Jahreszeit unternimmt, sollte natürlich in Beelitz zu Mittagessen. Und zwar Spargel.

Weekend trip: Dresden

Dies ist ein Berlin-Blog. Gerade als Berliner sollte man jedoch den Rest der Welt nicht vergessen. Es sei also hiermit daran erinnert, dass selbst von Berlin aus der Rest der Welt manchmal gar nicht so weit entfernt liegt.
Ein Abstecher nach Dresden beispielsweise lohnt sich schon für ein unverlängertes Wochenende. Seit der Einführung von Fernbussen ist es zudem äußerst erschwinglich – die Einzelstrecke kostet unter 10 Euro, wenn man rechtzeitig eine Busverbindung bucht!
Wir machten uns nach dem freitäglichen Feierabend auf den Weg und fuhren pünktlich zu Beginn der Hochrechnungen zur Sachsen-Wahl wieder zurück. Dazwischen lagen so viel Kultur, Musik, Festival und Café-Erkundungen, dass sie auf so kleinem Raum gar nicht wiederzugeben sind. Nur zwei Sätze über Dresden: Wahnsinn, wie viel Hochkultur in einer Stadt dieser Größenordnung zu finden ist. Und: Ob das Wetter gut ist oder schlecht, man findet auf jeden Fall Beschäftigung. Und das zeichnet diese Stadt wirklich aus.

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Wir hatten das Vergnügen, zufällig während des jährlich stattfindenden Hechtfests in Dreden zu sein, das wir an dieser Stelle gleich wärmstens mitempfehlen wollen. Vor allem ein junges Gitarristen-Duo, das in einer zum Theater umgebauten Kirchenruine in der Dresdner Neustadt ein Konzert gab, hatte es uns angetan. Im Gegensatz zu den einschlägigen Straßenfesten in Kreuzberg war auf dem Hechtfest genau so viel los, wie es einem noch angenehm ist. Der Neid war auf unserer Seite. Spektakulärste Entdeckung: Der sächsische Hefeknödel ist ungleich der süddeutschen Dampfnudel. Beides schmeckt vorzüglich, aber wenn man schon mal in Sachsen und mit der ostdeutschen Küche unvertraut ist, sollte man sich diese Mehlspeise nicht entgehen lassen.

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Weil der August sich in diesem Jahr wohl regionenübergreifend von seiner Bitterschokoladenseite zeigte, hatten wir an unserem zweiten Dresden-Tag weniger Wetterglück. Ein Grund mehr, um den Besuch der Alten Meister mit einem Besuch der Galerie der Neuen Meister zu vervollständigen. Naturgemäß begeisterten letztere mindestens eine Person unter uns Bloggern noch mehr als die Alten. Mit den beiden Must-Do-Ausstellungen haben wir allerdings nur einen Bruchteil der Kunst gesehen, die Dresden zu bieten hat und uns von diversen Seiten ans Herz gelegt wurde. Nicht geschafft haben wir es etwa ins Grüne Gewölbe, auch nicht in die bestimmt sehenswerte Diplom-Ausstellung der Dresdner Kunsthochschulabsolventen. Es war nicht unser erstes Mal in Dresden. Aber sicher auch nicht unser letztes.

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Mehr Infos:

Wie man am besten hinkommt: Am billigsten mit dem Bus (ab 7 Euro), schneller mit der Bahn (40 Euro) oder mit dem Auto.

Was noch in der Nähe ist: Zum Wandern: Die Sächsische Schweiz. Oder, wenn man Dresden auf der Durchreise mitnehmen will: Prag!

Auf dem Teufelsberg

Es gibt zwei Orte in Berlin, die die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts in sich vereinen – zumindest, wenn man das letztere mit Hobsbawm als kurzes Jahrhundert denkt.
Einer dieser Orte ist der Tempelhofer Flughafen, der andere ist der Teufelsberg. Weit im Westen liegt er, fernab dessen, was Touristen oder selbst Stadtbewohner noch als Teil des Stadtgebiets wahrnehmen. Dabei sieht man den Hügel schon aus kilometerweiter Entfernung. Es geht etwas Bedrohliches von diesem kleinen Hügel aus. Nicht, weil er mit seinen gut 120 Metern Berlins höchste Erhebung ist. Auch nicht, weil der “Berg” eigentlich nur ein Trümmerhaufen ist, errichtet aus dem Schutt, der vom Zweiten Weltkrieg geblieben ist.

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Es ist die Geschichte des Teufelsberges, die, heute teilweise unter Trümmern versteckt, teilweise immer noch sichtbar, in regelmäßigen Führungen durch die ehemalige Abhöranlage der amerikanischen Streitkräfte erzählt wird.
Ähnlich dem Tempelhofer Flughafen ist der Teufelsberg ein Monument nationalsozialistischer Perversion und Größenwahns – nur dass man das auf dem Teufelsberg heute nicht mehr sehen kann. Heute steht man auf der Fläche, auf der einst der Rohbau der Wehrtechnischen Fakultät platziert war, deren Vollendung glücklicherweise mit dem Scheitern des Naziprojekts “Welthauptstadt Germania” scheiterte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg schloss man die Reste des Rohbaus mit dem Trümmerschutt, der noch überall in der Stadt zu finden war. Es entstand ein Berg mit Aussicht auf den Grunewald und die Havel. Vor allem aber entstand ein Ort, den die amerikanische Besatzungsmacht als geeigneten Standort für eine Abhörstation ihrer Streitkräfte ausmachte, von der aus sie möglichst auffällig (man sieht ja vom Berg aus nicht nur die Aussicht gut, sondern auch von der Aussicht aus den Berg) in die Warschauer-Pakt-Region hineinspähen konnte.

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Von der spektakulären Akustik, die in den Ruinen der Abhörtürme bis heute herrscht, kann man sich bei den Führungen durch das Gelände selbst überzeugen. Die historischen Führungen werden in der Regel von Zeitzeugen durchgeführt.

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Mehr Infos:

Direkt zu den Veranstaltern: Führungen auf dem Teufelsberg

Kosten: Je nach Art der Führung zwischen 7 und 15 Euro

Wie man am besten hinkommt: Am besten mit dem Fahrrad. Wer sportlich ist, schafft den ganzen Weg, alle anderen gehen das letzte Stück bergauf zu Fuß. Wenn man weit im Norden Berlins wohnt, lohnt es sich auch, die S-Bahn bis Berlin-Grunewald zu nehmen und das letzte Stück mit dem Fahrrad zu fahren.

Was noch in der Nähe ist: Eine Führung auf dem Teufelsberg eignet sich perfekt, um mit anderen Ausflugszielen verbunden zu werden. In unmittelbarer Nähe liegt zum Beispiel der für den Berg namensgebende Teufelssee, der an seinem Südufer eine Badestelle hat und sich, inmitten des ihn umgebenden Naturschutzgebietes, geradezu als Stadtfluchtsziel aufdrängt.