Auf dem Teufelsberg

Es gibt zwei Orte in Berlin, die die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts in sich vereinen – zumindest, wenn man das letztere mit Hobsbawm als kurzes Jahrhundert denkt.
Einer dieser Orte ist der Tempelhofer Flughafen, der andere ist der Teufelsberg. Weit im Westen liegt er, fernab dessen, was Touristen oder selbst Stadtbewohner noch als Teil des Stadtgebiets wahrnehmen. Dabei sieht man den Hügel schon aus kilometerweiter Entfernung. Es geht etwas Bedrohliches von diesem kleinen Hügel aus. Nicht, weil er mit seinen gut 120 Metern Berlins höchste Erhebung ist. Auch nicht, weil der “Berg” eigentlich nur ein Trümmerhaufen ist, errichtet aus dem Schutt, der vom Zweiten Weltkrieg geblieben ist.

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Es ist die Geschichte des Teufelsberges, die, heute teilweise unter Trümmern versteckt, teilweise immer noch sichtbar, in regelmäßigen Führungen durch die ehemalige Abhöranlage der amerikanischen Streitkräfte erzählt wird.
Ähnlich dem Tempelhofer Flughafen ist der Teufelsberg ein Monument nationalsozialistischer Perversion und Größenwahns – nur dass man das auf dem Teufelsberg heute nicht mehr sehen kann. Heute steht man auf der Fläche, auf der einst der Rohbau der Wehrtechnischen Fakultät platziert war, deren Vollendung glücklicherweise mit dem Scheitern des Naziprojekts “Welthauptstadt Germania” scheiterte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg schloss man die Reste des Rohbaus mit dem Trümmerschutt, der noch überall in der Stadt zu finden war. Es entstand ein Berg mit Aussicht auf den Grunewald und die Havel. Vor allem aber entstand ein Ort, den die amerikanische Besatzungsmacht als geeigneten Standort für eine Abhörstation ihrer Streitkräfte ausmachte, von der aus sie möglichst auffällig (man sieht ja vom Berg aus nicht nur die Aussicht gut, sondern auch von der Aussicht aus den Berg) in die Warschauer-Pakt-Region hineinspähen konnte.

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Von der spektakulären Akustik, die in den Ruinen der Abhörtürme bis heute herrscht, kann man sich bei den Führungen durch das Gelände selbst überzeugen. Die historischen Führungen werden in der Regel von Zeitzeugen durchgeführt.

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Mehr Infos:

Direkt zu den Veranstaltern: Führungen auf dem Teufelsberg

Kosten: Je nach Art der Führung zwischen 7 und 15 Euro

Wie man am besten hinkommt: Am besten mit dem Fahrrad. Wer sportlich ist, schafft den ganzen Weg, alle anderen gehen das letzte Stück bergauf zu Fuß. Wenn man weit im Norden Berlins wohnt, lohnt es sich auch, die S-Bahn bis Berlin-Grunewald zu nehmen und das letzte Stück mit dem Fahrrad zu fahren.

Was noch in der Nähe ist: Eine Führung auf dem Teufelsberg eignet sich perfekt, um mit anderen Ausflugszielen verbunden zu werden. In unmittelbarer Nähe liegt zum Beispiel der für den Berg namensgebende Teufelssee, der an seinem Südufer eine Badestelle hat und sich, inmitten des ihn umgebenden Naturschutzgebietes, geradezu als Stadtfluchtsziel aufdrängt.

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