Plänterwald

Menschen sind bekanntlich verschieden. Manche, darunter auch die Autorin dieser Zeilen, müssen sich erst Hunderte von Kilometern von der Wirkungsstätte ihres Alltags entfernen, um so etwas wie ein Gefühl des Runterkommens zu entwickeln. Ganz gelegentlich gelingt es aber doch, das Abschalten innerhalb der Stadttore. Es dürfte keine Berlin in seiner geographischen und demographischen Ausdehnung vergleichbare Stadt geben, die einem nur wenige Kilometer von einem ihrer Zentren entfernt vorgaukelt, die Stadt bereits verlassen zu haben. Und das mit Wäldern, Booten, verlassenen Radiostationen und Kleingartenanlagen, deren Ausgestaltung man so nur aus Städten unter der 100.000-Einwohner-Marke kennt.

Nun hätten wir an dieser Stelle gern über unseren Besuch des stillgelegten Spreeparks berichtet. Wie weitläufig bekannt, ist ein Besuch desselben nunmehr vielleicht nicht unmöglich, aber wenigstens sinnlos geworden. Als hätten wir eine böse Vorahnung gehabt, waren wir nur wenige Wochen vor der fürchterlichen Brandstiftung, die Berlin ein Stück Identität gekostet hat, zum ersten Mal vor Ort und staunten, einmal wieder, über den Charme der Modibität, den man in Berlin nicht lange suchen muss.

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Nostalgie an dieser Stelle ergibt keinen Sinn, und trotzdem wollen wir euch einen Ausflug empfehlen, der euch nah an das ehemalige Spreepark-Gelände heranführt. Der Plänterwald ist neben dem Grunewald der wahrscheinlich schönste natürliche Wald, der von der Innenstadt aus in gerade einmal 30 Minuten zu erreichen ist. Dazu hat man am Spreeufer mitten im Wald die Gelegenheit, eine Mini-Boots-Spritztour zum Preis einer BVG-Kurzfahrtstrecke zu machen. Dort verkehren nämlich kleine BVG-Wassertaxis mit wirklich netten Kapitänen (ob man die wohl so nennt?), die einem das schnelle Pendeln zwischen Neukölln und Lichtenberg/Rummelsburg ermöglichen.

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Warum sich das Übersetzen auf die andere Seite des Ufers lohnt, wird man ebendort ziemlich schnell feststellen. Nichts, aber auch gar nichts mehr erinnert in unmittelbarer Spreeufer-Nähe auf der Rummelsburger Seite an das Berliner Hauptstadtfeeling, das in Neukölln durchaus noch sehr präsent ist. Unser Highlight war das stillgelegte DDR-Rundfunkhaus, das leider securitybewacht ist und nur zu den eher seltenen Führungszeiten von innen besichtigt werden kann. Trotzdem: Selbst wer keine Führung mitmacht, kann hier seinen Spaß haben. Verwucherte Fassaden und rostige Gitterstäbe beflügeln die Fantasie – und man muss dafür nicht extra einen Ausflug nach Beelitz-Heilstätten unternehmen.

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Mehr Informationen:

Führungen im DDR_Funkhaus: http://www.nalepastrasse.de/funkhaus-intern/fuehrungen

Wie man am besten hinkommt: Mit dem Fahrrad, weil man auch vor Ort mobil sein will. Alternative: Mit der S-Bahn zur Station “Plänterwald” und von da aus spazieren.

Was noch in der Nähe ist: Wald-Restaurants mit Eis am Stiel, Fischbrötchen und Pommes frites.

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